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02.06.2020

DIE Digitalisierung: ziemlich weiblich, oder?

Bundesministerin Köstinger eröffnete das diesjährige ISPA Forum, bei dem das Potential für Frauen in der IKT-Branche aus der weiblichen Perspektive diskutiert wurde.

„Es ist heutzutage selbstverständlich, dass Frauen technische Berufe ergreifen. Trotzdem braucht es noch Vorreiterinnen, die auch neue Wege gehen und Vorbilder für andere junge Frauen sind“, erläuterte die für Telekommunikation zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger. Denn trotz zahlreicher Initiativen, um mehr Mädchen und junge Frauen für Technik zu begeistern, gibt es – mit einem Frauenanteil von 18,4 % (Eurostat 2019) – im Verhältnis noch immer viel mehr Männer in der Digitalbranche. Beim ISPA Forum am 28. Mai diskutierten erfolgreiche Technik-Frauen aus den Bereichen Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft Lösungsansätze und konkrete Handlungsoptionen.

Der "heiße-Kartoffel"-Effekt

Anita Thaler, die in Graz am Interdisziplinären Forschungszentrum für Technik, Arbeit & Kultur forscht, präsentierte in ihrem Vortrag, wie wir dem „heiße-Kartoffel“-Effekt entkommen und eine gender- und diversity-faire IT erreichen. Sie erzählte, dass beim Thema Geschlechterungerechtigkeit die Verantwortung – die heiße Kartoffel – oft zwischen Bildung, Politik und Unternehmen hin- und hergeschoben wird. Das Ziel sollte aber sein, dass jeder und jede im eigenen Bereich konkrete Veränderungen anstrebt. Thaler betonte zudem, dass nicht allein Frauen, sondern alle davon profitieren, wenn Bias, also unbewusste Zuschreibungen, sichtbar gemacht und reflektiert werden. Damit dies gelingt, sei auch ein Perspektivenwechsel notwendig. „Ich plädiere für eine gender- und diversity-faire IT, damit IT-Entwicklungen soziale Bedürfnisse ihrer Nutzerinnen und Nutzer treffen und gesellschaftliche Konsequenzen berücksichtigen. Und dafür braucht es diverse IT-Teams mit Gender-Expertise, abseits von stereotypen-basiertem Alltagswissen“, argumentierte Thaler.

Großes Potenzial der IT-Branche

Wie Unternehmen den Genderaspekt mitdenken und zu ihrem Vorteil nutzen können, erläuterte Vera Futter-Mehringer, Head of HR & Communication der twinformatics GmbH. In der IT-Branche sieht sie ein großes Potential, denn „Qualifikation und Können haben, unabhängig vom Geschlecht, einen besonders hohen Stellenwert. Zudem hat COVID 19 gezeigt, dass die IT krisensicher und gleichzeitig hoch flexibel in der modernen Arbeitswelt ist, denn Home-Office ist hier gelebte Praxis“, so Futter-Mehringer. Gleichzeitig ermunterte sie alle IT-Frauen, auch Zeit und Leidenschaft ins persönliche Networking zu investieren.

Hürden für junge Frauen

Dass junge Frauen in der Technik dennoch teils große Hürden überwinden müssen, berichtete Kornelia Pepl, Studierende an der HTL Spengergasse. „Obwohl wir im Jahr 2020 sind, müssen sich weibliche Studierende im Informatikbereich weiterhin mehr anstrengen als ihre männlichen Kollegen, um ernstgenommen zu werden. Das Bedürfnis, sich zu beweisen und wahrgenommen zu werden, hat in den letzten Jahren trotz Emanzipation nicht abgenommen“, brachte Pepl in die Diskussion ein. Wie die Schule beim Überwinden dieser Hürden unterstützen kann, erläuterte Margareth Antonescu, Gender- & Diversity-Beauftragte an der HTL Spengergasse: „In unserer pädagogischen Tätigkeit ist Gender ein wichtiger Aspekt, denn die richtigen Aktivitäten beeinflussen das Schulklima positiv und machen den Lebensraum Schule zu einem Ort der gelebten Vielfalt, wo jede Person wahrgenommen und als Individuum akzeptiert wird“. Als konkrete Beispiele, um mehr Mädchen für eine technische Ausbildung zu begeistern und ihnen Unterstützung zu bieten, nannte sie Vernetzungstreffen für Schülerinnen und Informationsstände für Mädchen und junge Frauen beim Tag der offenen Tür.

Diversität als Chance

Verena Fuchsberger, Postdoc am Center for Human-Computer Interaction an der Universität Salzburg, informierte über das Projekt FEMMAD (Female* Engagements in Making - Making a Difference). Sie ging darauf ein, dass die Gesellschaft davon profitiert, wenn möglichst viele unterschiedliche Menschen auf der Entwicklungsebene beteiligt sind. Dieses Potential müsse verstärkt genutzt werden. „Die Diversität der Menschen ist eine riesige Chance; sie zu sehen, sie ernst zu nehmen, sie beispielsweise in der Technologiegestaltung zu nutzen ist offenbar aber eine große Herausforderung für unsere Gesellschaft“, führte Fuchsberger aus.

Das ISPA Forum fand dieses Jahr zum ersten Mal als reine Online-Veranstaltung statt. ISPA Vorständin Natalie Ségur-Cabanac moderierte das erfolgreiche Online-Panel, das von zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauern online mitverfolgt wurde.

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