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21.09.2010

ISPA Internet Summit Austria: Internet – Chance und Gefahr für unsere Grundrechte!

Beim Internet Summit Austria 2010 diskutierten Expertinnen und Experten das Spannungsfeld zwischen Internet und Grundrechten.

Durch die Europäische Grundrechtecharta garantieren die EU-Mitgliedsstaaten ihren Bürgerinnen und Bürgern Persönlichkeitsrechte wie das Recht auf Privatsphäre und den Schutz persönlicher Daten. Diesem grundsätzlichen Bekenntnis stehen allerdings technische Entwicklungen gegenüber, die sich extrem rasch verändern und stets neue Grundrechtseingriffe ermöglichen. Mit dem Generalthema „Internet: Chance und Gefahr für unsere Grundrechte“ bot die ISPA beim Internet Summit Austria 2010 die Möglichkeit, diesen Gegensatz in einem offenen Forum zu diskutieren.

Die Wahrung der Grundrechte ist eine globale Herausforderung.

In der Präambel zur Europäischen Grundrechtecharta bekennt sich die Europäische Union dazu „…angesichts der Weiterentwicklung der Gesellschaft, des sozialen Fortschritts und der wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen den Schutz der Grundrechte zu stärken.“ Wichtig sei es, diesen Schutz auch tatsächlich umzusetzen, betonte Medienstaatssekretär Josef Ostermayer in seiner Eröffnungsrede.

Wie sich dieses Bekenntnis angesichts der Weiterentwicklung des Internets und des damit einhergehenden gesellschaftlichen Wandels auf politischer und rechtlicher Ebene auswirkt, legte Martin Selmayr, Kabinettchef von Viviane Reding, EU-Kommissarin für Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft dar. In seinem Impulsvortrag stellte Selmayr die europäischen Rahmenbedingungen vor.

In der anschließenden Podiumsdiskussion erörterte ISPA Generalsekretär Andreas Wildberger mit den Podiumsgästen die von Selmayr präsentierten Thesen.

Unternehmen und der Staat haben unterschiedliche Verantwortlichkeiten.

Auf die Chancen und Gefahren des Internets angesprochen, verdeutlichte Hans Peter Lehofer vom Verwaltungsgerichtshof, dass das Internet die Freiheit zur Äußerung und zum Empfang von Meinungen und Informationen ermögliche und auch wesentliche politische Rechte erfüllen könne. Die Achtung des Privat- und Familienlebens sowie das Recht auf Schutz personenbezogener Daten seien allerdings durch das Internet gefährdet. Lehofer wies deutlich auf die Funktion des Staates als Hüter und Bewahrer sämtlicher Grundrechte hin.

Als langjähriges geschäftsführendes Mitglied der Datenschutzkommission erkannte Waltraut Kotschy vor allem den durchgängigen und klaren Datenschutz als Herausforderung. Kotschy betonte, wie wichtig es sei, dass es kein Datenschutz-Privileg für Privatpersonen bei der Verbreitung von Daten über andere Personen im Internet gebe.

Global agierende Unternehmen wie Google stellen politisch-rechtliche Rahmenbedingungen allerdings vor besondere Herausforderungen, agieren sie doch von ihrem Selbstverständnis her auf Basis wirtschaftlicher Überlegungen. Annette Kroeber-Riel, Konzernvertreterin von Google für Deutschland, Österreich und die Schweiz, erklärte wie Google mit diesem Spannungsfeld umgeht.

Was das alles für die Menschen bedeutet, für die das Internet heute im Beruf wie im Privaten nicht mehr wegzudenken ist, erläuterte Ritchie ‚Blogfried‘ Pettauer, Online Marketing Berater und Blogger. Er wies vor allem darauf hin, dass das Social Web sowohl ein gewaltiges Potential für mehr Transparenz und direkte Demokratie aber auch für Totalüberwachung und Aushöhlung der Grundrechte berge. Positive Entwicklungen zu fördern und negativen Einhalt zu gebieten, gehöre für ihn zu den wichtigsten demokratischen Pflichten des Netizens.

Nutzerinnen und Nutzer müssen stärker sensibilisiert werden.

Wie brisant das Verhältnis zwischen Internet und Grundrechten gesehen wird, zeigte sich auch während der Publikumsdiskussion. Trotz der unterschiedlichen Herangehensweisen kamen die Diskutantinnen und Diskutanten überein, dass es sich um eine Thematik mit derzeit ungenügender öffentlicher Aufmerksamkeit handle. Veranstaltungen wie der Internet Summit Austria würden jedoch mithelfen, Menschen für diese wichtigen rechtlichen Bereiche im täglichen Umgang mit dem Internet zu sensibilisieren.

„Genau diese Sensibilisierung ist uns als Interessensvertretung der Internetwirtschaft in Österreich ein großes Anliegen“, hob ISPA Präsident Andreas Koman in seinen Abschlussworten hervor. „Wir wollen wichtige und brandaktuelle Themen im Zusammenhang mit dem Internet aufgreifen und damit einen möglichst breiten öffentlichen und medial geführten Diskurs starten“, so der ISPA Präsident.

Bei anschließendem Buffet und Networking sorgte das Thema „Internet als Chance und Gefahr für unsere Grundrechte“ auch nach dem offiziellen Ende der Diskussion bei den rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Internet Summits Austria für ausreichenden Gesprächsstoff.

Fotos vom Internet Summit Austria 2010 finden sie  hier

Experten beim Internet Summit Austria 2010
v.l.n.r.: Hans Peter Lehofer, Waltraut Kotschy, Ritchie Pettauer, Josef Ostermayer, Annette Kroeber-Riel, Martin Selmayr, Andreas Koman, Andreas Wildberger
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